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Toxic Smile: Farewell (Review)

Artist:

Toxic Smile

Toxic Smile: Farewell
Album:

Farewell

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Progressive Promotion Records
Spieldauer: 42:11
Erschienen: 06.12.2015
Website: [Link]

„Wenn die Musik richtig laut ist, verstummen die Stimmen in meinem Kopf, und es schweigt das Lamento meiner Selbstzweifel. Dann bin ich bei mir, fokussiert auf den Moment.“ Das Zitat stammt nicht aus „Farewell“, dem mittlerweile sechsten Longplayer (wenn man beide M.A.D.-Veröffentlichungen mit einbezieht) der in Leipzig gegründeten Formation TOXIC SMILE, sondern aus Martell Beigangs (Drummer und Autor) lesenswertem Roman „Viel Lärm um mich“, in dem ein Gitarrist erst einen Hörsturz erleidet, dann dank medizinischen Upgrades mit einer gesteigerten Sensibilisierung seiner akustischen Wahrnehmung zurechtkommen muss. Ein schmerzhafter Akt, der bei TOXIC SMILES ambitioniertem Werk zu einer Sehnsuchtshaltung wird. Die Augen schließen und die Welt wahrnehmen wie sie durchs Gehör eindringt. Konzentrierter und intensiver. Kein „kleiner Prinz“-Geschwurbel, von wegen nur mit dem Herzen gut sehen (wo schon Goethe wusste: „Wo du die Geliebte willst schauen, sind Ungeheuer selbst willkommen!“ Das Herz sieht letztlich auch nur, was es will und nicht was ist oder sein könnte), sondern Fokussierung auf den größtmöglichen Wahrnehmungsreiz und –wert. Der Protagonist begibt sich in „Farewell“ auf eine sensuelle Odyssee, überzeugend und kraftvoll intoniert von Larry B. Gipfelnd in einem losgelösten Nirvana „light in my heart will guide me / close my eyes to see“. Also doch ein kleiner Prinz mit geschärftem Hörsinn? Lassen wir es als Cliffhanger enden….

Doch wer Ohren hat, der höre TOXIC SMILEs bisher gelungenstes Album, gerne mit obiger Prämisse. Ein Track über zweiundvierzig Minuten, die zu keinem Augenblick langweilig oder überkandidelt wirken. Was mit elegischem Streichquartett beginnt, entwickelt sich zu einem sorgsam ausbalancierten, mitreißenden Parforceritt durch den aktuellen Progressiven Rock. So stimmig haben TOXIC SMILE ihre Mischung aus Gefühl und Härte selten zustande gebracht. Es wird kraftvoll hart gerockt, ohne verzweifelt in Richtung Heavy Metal zu schielen, während die vielen sachten Passagen ausgefeilt zwischen Sentiment und Verführung changieren. Da passt Marek Arnolds smoothes Sopransaxophon hervorragend zu schmetternden Gitarren, die Orgel erhebt sich wuchtig aus einem samtweichen Streicherbad, die Synthies dürfen flöten und zirpen, das Mellotron unterstützt die klassischen Bemühungen des formidablen Streichquartetts. Bass und Drums sorgen für die packende, angemessen vertrackte, rhythmische Unterfütterung.

Ein Weihnachtsalbum par excellence, also eins zum Wünschen - Jingle Bells finden nicht auf „Farewell“ statt. Trotz seiner außerordentlichen Länge ist der Titelsong ein höchst ökonomischer Track, der überflüssiges Klingeling vermeidet. Gut auch die Entscheidung, das „Farewell“ nicht mit weiteren Einzelstücken künstlich zu verlängern. Ein einziger, knapp dreiviertelstündiger Solitär reicht völlig als helles Licht in finsterer Nacht.

FAZIT: Im Hause Arnold und Compagnons muss große Freude herrschen. Erst den Herbst mit dem hochgelobten „Fetish“ von SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR eingeläutet und für die Winterzeit ein herzerwärmendes – und hoffentlich nur thematisches – „Farewell“ geliefert. Kunstvoll, zupackend und hoch emotional – so schön kann moderner Prog sein. Über die zugrunde liegende Story kann gut und gerne diskutiert werden…

„Wie bitte?“
„Äh, auf dem Ohr höre ich schlecht“.
„Aber reden geht?“
„Halt die Klappe und leg‘ die Pladde untern Christbaum, und zwar pronto!“

Jochen König (Info) (Review 6355x gelesen, veröffentlicht am )

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  • Farewell

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